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Die Renaturierung des Ödmoos - eine Liebesgeschichte

Seit 1985, seit über 35 Jahren, arbeitet die Kreisgruppe im Ödmoos für die Renaturierung dieses wundervollen Hochmoores. Gemeinsam mit den bayerischen Staatsforsten wurden Fichten und Entwässerungsgräben entfernt. Zahlreiche freiwillige Helfer und Helferinnen verbrachten unzählige Stunden im Ödmoos und erschufen in Handarbeit ein Refugium für selten gewordene Arten.

Geschichte und aktueller Stand der Renaturierung

Das Ödmoos hatte durch systematische Entwässerung und teilweise Aufforstung seinen Charakter als Hochmoor fast völlig verloren, Fichten und Waldkiefern in dichten Beständen sorgten zusätzlich für die Austrocknung des Hochmoortorfs. Trotzdem konnte das Ödmoos noch viel von seiner ursprünglichen Vegetation bewahren.

Das Gelände ist Staatsgebiet und mit Unterstützung durch den Bayerischen Staatsforst begann die Kreisgruppe 1985 mit den Renaturierungsarbeiten auf einer Fläche von 16 Hektar. Die Fichten wurden gefällt und von Hand oder mit der Seilwinde herausgezogen. Rund 80 Dammbauten aus natürlichen Materialien wie Holz, Torf, Humus wurden händisch errichtet, um der Entwässerung entgegenzuwirken und den ursprünglichen Grundwasserhaushalt wieder herzustellen.

Seitdem konnte sich wieder eine typisches Latschenhochmoor entwickeln. Auf der ehemals dichtbestandenen Waldfläche sind jetzt wieder dicke Torfmoospolster mit Moosberen und Rosmarinheide sowie das Scheidige Wollgras zu finden. Auf den höhergelegenen Bulten wachsen Latschenkiefern, Heidekraut und Preiselbeere. Die kleineren Entwässerungsgräben sind schon völlig mit Torfmoosen zugewachsen.

Das Ödmoos steht als FFH-Gebiet unter europaweitem Schutz.

Zur Erhaltung dieses wertvollen Latschenhochmoores sind laufend Pflegearbeiten notwendig. Aufkommende Fichten, Birken, Waldkiefern und Faulbaumsträucher müssen regelmäßig entfernt werden (s. unten), da sie dem Moorboden wieder das Wasser entziehen und die Besonnung der Moorvegetation stören. Um diese große Fläche zu bewältigen, sind wir auf viele freiwillige Helfer angewiesen.

Diese Arbeit wird nach wie vor von den Bayerischen Staatsforsten finanziell gefördert.


Landschaftspflege im Ödmoos 2020

Obwohl das Jahr 2020 viele Änderungen mit sich brachte, blieb doch eines gleich: Die Landschaftspflege im Ödmoos fand statt.

Mit vielen freiwilligen Helfern und Helferinnen wurde fleißig mit Motorsäge und Astschere entbuscht. Jedes Jahr widmet sich die Kreisgruppe inzwischen anderen Bereichen des Moores, um möglichst große Flächen freizuhalten. Dadurch wird die typische Moorflora gefördert und bietet einen Lebensraum für seltene Arten.

An dieser Stelle nochmals vielen Dank allen tatkräftigen Helfern und Helferinnen!


Herbstliche Arbeiten 2017 im Ödmoos

Auch in diesem Herbst waren wir wieder an etlichen Tagen mit Freiwilligen im Ödmoos bei Traunstein, um die wertvollen Moorbereiche zu entbuschen. Der übermäßige Kiefern- und Fichtenaufwuchs muss auf der Kernfläche des Moores soweit reduziert werden, dass die Flächen für charakteristische Moorpflanzen wie Sonnentau und Rosmarinheide, aber auch moortypische Libellen und Schmetterlinge offengehalten werden.
Geholfen haben uns dabei mit großer Begeisterung mehrere Asylbewerber, die kräftig mit angepackt haben.

An einem Einsatztag haben uns auch mehr als ein Dutzend Mädchen und Buben der Kinder- und Jugendgruppe der Alpenvereinssektion Traunstein mit ihren Betreuer*innen geholfen. Alle waren mit großem Eifer bei der Sache und die gemeinsame Brotzeit ein gelungener Abschluss der diesjährigen Aktion.


Landschaftspflege im Ödmoos 2016

Wie schon seit vielen Jahren, so haben auch im Jahr 2016 unsere freiwilligen Helfer mit Motorsäge und Astschere im Ödmoos entbuscht. Die besonderen Verhältnisse in diesem Waldmoor bringen es mit sich, dass wir den Kiefern- und Fichtenanflug periodisch zumindest teilweise entfernen müssen, um die typische Moorflora zu fördern. Damit helfen wir auch vielen Schmetterlingen, Libellen und Heuschrecken, die das Ödmoos als Lebensraum angenommen haben.

Mehreren Schulkassen (z. B. vom Annette-Kolb-Gymnasium Traunstein) konnten wir auf Exkursionen einen Eindruck von der faszinierenden Welt des Moors vermitteln. Besonders gefreut hat es uns, dass wir auch in diesem Herbst wieder mit Asylbewerbern arbeiten konnten. Wir danken Frau Simone Benkner von der Geschäftsleitung der Verwaltungsgemeinschaft Waging für die Vermittlung und die gute Zusammenarbeit.


Insektenfauna im Ödmoos - Untersuchung 2015

Als wir vor über 35 Jahren mit der Renaturierung des Ödmoos begannen, stand für uns die Wiederherstellung des Hochmoorcharakters im Vordergrund. Nach der Abholzung und dem Anstau der Gräben breiteten sich denn auch die Hochmoor-Charakterpflanzen wie Rosmarinheide, Scheidiges Wollgras, Moosbeere, Rundblättriger Sonnentau und vor allem verschiedene Torfmoosarten unerwartet schnell wieder aus. Sehr bald stellten wir auch fest, dass die von uns freigestellte Moorfläche für Schmetterlinge und Libellen attraktiv wurde.

Im Frühjahr 2015 konnten wir gemeinsam mit dem Staatsforst eine Kartierung der Insektenfauna des Ödmoos beauftragen, die von Dr. Thomas Rettelbach durchgeführt wurde. Die Ergebnisse übertrafen unsere Erwartungen: Es konnten 19 Tagfalterarten nachgewiesen werden, von denen sieben auf der Roten Liste Deutschland (RLD) stehen und sechs auf der Roten Liste Bayern (RLBY). Dabei handelt es sich um die Gefährdungskategorien „Vorwarnstufe“, Rote Liste 3 (= gefährdet) und Rote Liste 2 (= stark gefährdet). Besonders gefreut haben wir uns über den Nachweis des Hochmoor-Perlmutterfalters (RLD: 2, RLBY:2), eine der wenigen Tagfalterarten, die typisch für Hochmoore sind. Aber es geht nicht nur um spezifische Hochmoor-Schmetterlinge. Die am häufigsten beobachteten Arten waren: der Wachtelweizen-Scheckenfalter, der Geißkleebläuling und der Zitronenfalter. Diese sind keineswegs an das Hochmoor gebunden, sondern kommen mit sehr unterschiedlichen Bedingungen zurecht, mit Trocken- und Feuchtstandorten, mit Heidelandschaften und Kalkmagerrasen.
Was sie nicht vertragen, sind landwirtschaftlich intensiv genutzte Flächen, die aber in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen haben. Im Ödmoos finden Raupen und Falter dieser drei Arten in den Rand- und Übergangsbereichen, am Waldrand und in Gebüschsäumen geeignete Nahrungspflanzen. Die enge Verzahnung zwischen dem eigentlichen Moor und den Moorwald-Randbereichen, wie wir sie an machen Stellen haben, schafft vielfältige Situationen, die der Artenvielfalt förderlich sind. Wir wissen heute, dass der Rückgang der meisten Schmetterlingsarten auf den Verlust geeigneter Habitate zurückzuführen ist. Dass wir sozusagen als Nebenprodukt der Moorrenaturierung auch gute Überlebensmöglichkeiten für Schmetterlinge geschaffen haben, die anderswo kein Fortkommen mehr finden, ist uns eigentlich erst durch das Monitoring von 2015 klargeworden. Der im Ödmoos häufig vorkommende Zitronenfalter steht zwar noch nicht auf der Roten Liste, ist aber deutschlandweit in den letzten Jahrzehnten in seinem Bestand stark zurückgegangen. Er ist für Eiablage ausschließlich auf junge Triebe des Faulbaums angewiesen. Wir fördern diesen markanten Schmetterling durch das Zurückschneiden des Faulbaums und den nachfolgenden Neuaustrieb. Es ist der nämliche Faulbaum, der mit dem landesweiten Verlust von Auwäldern, Birkenmooren und Erlenbrüchen einen beträchtlichen Teil seiner Standorte verloren hat. Der Geißkleebläuling findet in den Randbereichen des Ödmoos offensichtlich die Ameisenarten, mit denen er vergesellschaftet ist.

Es stellt sich jetzt als Glücksfall heraus, dass wir seinerzeit bei der Renaturierung sehr kleinflächig gearbeitet haben und die rund achtzig Dämme fast ausschließlich in Handarbeit gefertigt wurden. Das Stauziel „eine Handbreit unter Grabenkante“ wurde bei Weitem nicht immer erreicht. Aber wir haben jetzt keine einheitlich überschwemmte Fläche, sondern ein vielfältiges Mosaik von kleineren und größeren Geländeflecken, die nach Feuchtigkeit und Vegetation sehr unterschiedlich sind – vom Sphagnum bis zur Besenheide.

Durch den Anstau bei der Wiedernässung sind in den früher nur bei Regen wasserführenden Gräben kleine offene Wasserflächen entstanden, die auch nach 15 Jahren noch nicht zugewachsen sind, besonders an dem 600 Meter langen Hauptgraben – ein Paradies für Libellen. Unser Prunkstück ist hier die Hochmoor-Mosaikjungfer (RLD:1 „vom Aussterben bedroht“, RLBY:2). Sie kommt ausschließlich an Hochmoorgewässern mit Torfmoos-Schwingrasen vor und ist damit sozusagen der lebendige Beweis für die geglückte Moorrenaturierung. Insgesamt wurden in der Untersuchung elf Libellenarten nachgewiesen, davon sechs RLD bzw. RLBY. Wir werden also in Zukunft darauf achten, dass der Haupt-graben nicht vollständig zuwächst, sondern dass eine Kette von kleinen Teichen erhalten bleibt.

Auch bei den Heuschrecken hat die Untersuchung Erfreuliches zutage gebracht: Es wurden sieben Arten nachgewiesen, davon eine RLD und drei RLBY.

Insgesamt wurden also 15 RL-Bay-Arten gefunden, darunter, 5-mal RL2, 4-mal RL3 und 6 Arten der Vorwarnliste!
Dieses schöne Ergebnis ist der Lohn für die dreißigjährige Arbeit der Kreisgruppe im Ödmoos. Aber wir wollen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen. Wir erinnern uns noch gut an die Zeit, als das Ödmoos mit Fichtenschonungen zugewachsen und kaum noch als früheres Moor erkennbar war. Wir wissen, dass wir die Moorfläche jährlich abschnittsweise entbuschen müssen, damit Torfmoose, Sonnentau und Rosmarinheide weiterhin eine Chance haben und das Refugium für Libellen und Schmetterlinge und Heuschrecken erhalten bleibt, ja sich vielleicht in seiner Qualität noch verbessert. Wir haben in diesem Jahr das Schnittgut von den Entbuschungsaktionen in großen Mengen am Randgraben des Moors aufgehäuft. Gut möglich, dass hier schon bald Kreuzottern Quartier nehmen.

Ganz schön spannend, so eine Hochmoor-Renaturierung!

Hermann Eschenbeck


Renaturierungsaktion 2013

2013 war ein bedeutsames Jahr für unser wichtigstes Moor-Renaturierungsprojekt, das Ödmoos. Mit freiwilligen Helfern – darunter auch einer Schulklasse aus dem Trostberger Hertzhaimer-Gymnasium – konnten wir in 500 Arbeitsstunden etwa zwei Drittel der Moorfläche entbuschen und damit den Wasserhaushalt und das Torfmooswachstum verbessern. Moorexperten zeigen sich bei unseren Exkursionen immer wieder überrascht und erfreut über die gelungene Renaturierung. Viele der vor zehn Jahren noch offenen Gräben sind inzwischen vollständig zugewachsen. Für die ideelle, logistische und finanzielle Unterstützung (letztere hat die Aktion erst ermöglicht) danken wir dem Leiter des Forstbetriebs BGL, Herrn Dr. Daniel Müller und dem Revierleiter Herrn Wolfgang Meinel.