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Seminar zur Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) am 12. Juli 2014

IN SACHEN GEWÄSSERSCHUTZ GIBT ES NOCH VIEL ZU TUN!

 

Hochkarätig besetztes Seminar zum Thema „Wasserrahmenrichtlinie“ in Traunstein

 

Zum ersten Mal hat heuer die Stadt Traunstein im Rahmen der „Wochen der Biodiversität“ gemeinsam mit dem Bund Naturschutz Traunstein ein Fachseminar durchgeführt, zu dem alle Bürgermeister und Kommunalpolitiker in den Landkreisen Traunstein, Berchtesgaden und Altötting sowie die Behörden, Verbände und die breite Öffentlichkeit eingeladen waren.

 

Das Einführungsreferat hielt Dr. Christian Barth, Amtschef im Bayerischen Ministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz. Er wies darauf hin, dass Bayern eine besondere Verantwortung für die Biodiversität habe. Achtzig Prozent der Arten in Deutschland lebten in Bayern mit zwanzig Prozent der Fläche Deutschlands. „Wir haben schon viel für den Artenschutz erreicht, aber wir müssen besser werden!“, so der Umweltpolitiker. Dazu würde auch die Artenvielfalt und Lebensraumvielfalt an und in den Gewässern gehören, vor allem die Durchgängigkeit in den Gewässern und der Biotopverbund entlang der Gewässer seien dabei entscheidend. Die Wasserrahmenrichtlinie der EU gäbe dazu den gesetzlichen Auftrag. Er bedankte sich bei der Stadt und dem Bund Naturschutz für die Ausrichtung dieses Seminars, das ein wichtiger Baustein für Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Gewässerschutz sei.

 

Günter Hopf, Abteilungsleiter für Gewässerschutz am Landesamt für Umweltschutz machte deutlich, dass die Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die seit 2004 auch im nationalen Recht verankert sei, nur schleppend vorangeht. Bei 80% der Flüsse und Bäche in Bayern bestünde immer noch Handlungsbedarf, da ihr Zustand in Bezug auf Fischvorkommen, Kleinlebewesen oder Wasserchemie nicht gut sei. Bei 50% der Seen gäbe es auf Grund des hohen Nährstoffeintrages dringenden Handlungsbedarf, z.B. beim Waginger See. Auch der zunehmende Eintrag von Nitrat und Pflanzenschutzmittel ins Grundwasser sei vielerorts ein Problem. Er rief die anwesenden Kommunalpolitiker dazu auf, Maßnahmen an ihren Gewässern zu beantragen und durchzuführen. „Spätestens bis 2027 müssen alle Gewässer in Deutschland den guten Zustand erreicht haben, das ist ein ehrgeiziges Ziel“.


Welche Fördermöglichkeiten dafür in Anspruch genommen werden könnten, erläuterte Stefan Wedding vom bayerischen Umweltministerium. Bis zu 75% der Maßnahmen- und Planungskosten könnten übernommen werden und auch der notwendige Grunderwerb würde bezuschusst werden. Antragsteller könnten neben den Kommunen auch die Wasser- und Bodenverbände und die Landschaftspflegeverbände sein.

 

Konkrete Umsetzungsmaßnahmen für die Wiederherstellung von Lebensräumen an degradierten Bächen stellte Wolfgang Schuardt vom Planungsbüro Schuardt vor. Fast alle Gemeinden im Landkreis hätten einen Gewässerentwicklungsplan, in dem oft schon Vorschläge für die Renaturierung von Bächen und Seen enthalten seien. Wichtig sei es dabei, die Grundeigentümer mit ins Boot zu holen, in den meisten Fällen seien die Landwirte und Waldbesitzer durchaus gesprächsbereit.

 

Walter Raith, der Leiter des WWA Traunstein betonte, dass die „Wasserrahmenrichtlinie“ zwar ein trockener Fachbegriff sei, dahinter aber eigentlich der Erhalt unserer Natur und Lebensräume für kommende Generationen stünde.

 

Zehn der 23 Flusswasserkörper im Einzugsbereich des WWA Traunstein würden das Ziel des guten Zustandes verfehlen. Hier gäbe es noch viel zu tun, vor allem die Durchgängig-keit müsse durch den Abbau oder die Umgehung von Querbauwerken wieder hergestellt werden. An der Alz, der Götzinger Achen und an der Traun in der Daxerau wären in den letzten Jahren viele Umbaumaßnahmen zur Verbesserung der Fischlebensräume durchgeführt worden.

 

Ein besonderes Beispiel dafür stellte Georg Hermannsdorfer, Landespfleger am WWA Traunstein vor. In einem Gewässernachbarschaftsprojekt am Grundbach bei Traunstein wurde vor einigen Jahren mit vielen Schulklassen der begradigte Bach in einen wertvollen Naturraum umgebaut, Umweltschutz und Umweltbildung hätte man dabei hervorragend verknüpfen können. „An diesen Schultag erinnern sich die Kinder ein Leben lang“, so Hermannsdorfer.

 

In den immer wieder sehr angeregten Diskussionen wurden ganz unterschiedliche Probleme wie der Ausbau von Biogasanlagen, sinkende Grundwasserspiegel im nördlichen Landkreis, Arzneistoffe im Abwasser, nicht funktionierende Fischaufstiegs-anlagen und der Ausbau der Wasserkraft diskutiert.

 

Beate Rutkowksi vom Bund Naturschutz forderte auch für Bayern endlich eine rechtliche Festsetzung von Gewässerrandstreifen, so wie das in allen anderen Bundesländern schon lange der Fall sei. Zudem plädierte sie für den Wegfall der Mindestgröße von 1000 qm für Förderflächen, gerade entlang von Gewässern wären die schmalen Uferstreifen oft viel kleiner aber die Extensivierung gerade hier besonders notwendig.

 

Alle Redner waren sich einig, dass man für den Gewässer- und Grundwasserschutz den Schulterschluss von Wasserwirtschaft und Landwirtschaft bräuchte und vor allem den Eintrag von Nährstoffen und Boden reduzieren müsse.

 

Nicht nur die Referenten, auch die Zuhörer sprachen den Organisatoren viel Lob für diese gelungene und sehr informative Veranstaltung aus.